11:30 begann ich die Wanderung am Specimen Creek Trailhead. Zunächst wechseln sich Wald und Wiesen ab. Nach 3,3 Kilometer zweigt der Sportsman Lake Trail nach rechts ab. Diesem folgte ich, denn ich wollte nicht direkt zu Shelf Lake sondern den Umweg über den High Lake nehmen. Verbrannter Wald säumt den East Fork vom Specimen Creek. Kurz nach dem Camp WD6 verließ ich den Sportsman Lake Trail nach links, Norden Richtung High Lake. Je höher ich kam, desto weniger Spuren von Waldbränden waren zu sehen. In den Höhenlagen fallen die Bäume wohl eher Altersschwäche oder Stürmen zum Opfer. Wo der Trail die Nationalparkgrenze erreicht, zweigt nach links der Weg zum High Lake ab und verläuft ein Stück außerhalb des Nationalparks. Wer will, kann hier campen und spart sich die Gebühr für eine Nacht. Ich tat das nicht, um einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Wege zu leisten. Ein Schlechtwettergebiet der vergangenen Tage hatte hier oben noch viele Schneereste zurück gelassen. Wo der Schnee geschmolzen war, war der Boden aufgeweicht. Mit Mühe fand ich ein trockenes Fleckchen für mein Zelt.
In der Höhenlage erwartete ich eine kalte Nacht und zog mich warm an.
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Die Nacht war doch wärmer als ich annahm. Im Gegensatz zu den Nächten der Thorofarewanderung bildete sich kein Reif an der Innenseite vom Zelt.
Schon 7:30 begann ich heute meine Etappe. Weiter bergauf war in spärlicher Vegetation ab und zu die Sicht frei. Ich kam in die Kammlage, wo das Gelände steil nach Norden abfällt. Schön war es hier, verharrschter Schnee und mächtige Berge der Absaroka-Beartooth-Wilderness vor mir. Leider hielt die Aussicht nicht lange an. Der Weg verliert schnell wieder an Höhe hinab zu Cresent Lake. Der See ist eingebettet in steile Berghänge. Von hier geht es weiter zum Teil steil bergab. Mir war bewusst: Alles, was ich jetzt an Höhe verliere, muss ich in Kürze wieder ansteigen zu Shelf Lake. Nach Serpentinen kam ich am North Fork Specimen Creek an. Nach links führt der Weg zum Specimen Creek Trailhead. Ich hielt mich rechts Richtung Shelf Lake. Der Weg stieg an und wurde steiler und steiler. Mehr als 400 Höhenmeter musste ich wieder überwinden. Doch plötzlich stand ich gegen 15:00 am See. Auf Anhieb fühlte ich mich hier wohl, kein verbrannter Wald, der kleine See und dahinter Sheep Mountain. Der Gipfel stand noch auf dem heutigen Programm. Ein trockener Platz fürs Zelt war schnell gefunden und nur mit Kamera und Getränk machte ich mich auf den Weg zum Gipfel. Vom See etwas bergauf muss man sich nach rechts an der Nationalparkgrenze orientieren. Ein Pfad ist selten zu erkennen. Der Gipfel ist aber leicht zu erreichen. Schon auf dem Weg und erst recht vom Gipfel faszinierten mich die Aussichten: Im Nordosten die Beartooth Mountains, im Osten der markante Electric Peak gefolgt von Bergan der Galatin Range, weit im Süden die Tetons und im Westen die Sawtooth Mountains und im Norden Tom Miner Basin mit weiteren Bergketten im Hintergrund, vor mir Täler, Bighorn Peak und weite Teile vom Sky Rim Trail. Ich hätte ewig auf dem kahlen Gipfel bleiben können, den leider ein riesiger Reflektor ziert. Keine Stunde ist nötig vom Shelf Lake zum Gipfel. Die Sonne schien, doch der Wind wurde heftiger. Ich stieg ab, kochte am Camp mein Abendessen und beendete den Tag mit großen Erwartungen auf den folgenden.
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Trotz klarem Himmel war die Nacht deutlich wärmer als andere. Ich musste mich nachts von einer Lage Wäsche befreien.
Bei blauem Himmel lief ich 7:40 los. Das Wetter konnte nicht besser sein. Ich hatte fantastische und weite Sicht auf die Umgebung. Der Schneefall vergangener Tage lies alle hohen Berge so aussehen, wie man sich hohe Berge vorstellt, mit einer weißen Haube.
Bis Bighorn Peak führte der Weg schon dreimal wieder bergab und bergauf. Das setzte sich so fort. Auf Bighorn Peak, dem höchsten Punkt der Wanderung legte ich die erste lange Pause ein und genoss ausgiebig die Aussicht. Von Bighorn Peak verliert man im Schnitt natürlich an Höhe, aber jedem Abstieg folgt ein kürzerer Aufstieg.
Laut GPS-Empfänger stieg ich auf der gesamten Wanderung knapp über 3000 Meter an. Der Pfad ist nicht immer deutlich. Orientiert man sich an der markierten Nationalparkgrenze, sollte jeder eine Route finden. Linker Hand sind versteinerte Sequoiastämme und ein doppelter Arch zu entdecken. Am Daly Pass, hier kreuzen sich Wanderwege, hielt ich mich links und der Abstieg zum schönen Camp WF2 begann, wo ich 15:30 ankam. Aus dem Wanderführer und auch von Rangern bei der Anmeldung erfuhr ich, dass der Bach neben dem Camp zeitweise austrocknet. Er führte reichlich Wasser. Ich kochte mir mein letztes Süppchen in der Wildnis.
Am Abend kamen noch zwei junge Männer und die letzte Nacht im Hinterland war für mich die erste, die ich nicht allein verbrachte.
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Nun folgte die letzte Etappe. Die jungen Männer wollten die Runde in entgegengesetzter Richtung laufen. Ob sie ahnten, was sie an Auf und Abs erwartet? Ich lief 7:20 los. Ihr Zelt stand total schief und sie schliefen noch.
Am Fuß von Crown Butte, etwa dort, wo ich auf den Weg vorbei an Dailey Creek Patrol Cabin abbog, sah ich eine Elchkuh am Waldrand. Vom Dailey Creek Trail lief ich östlich zum Black Butte Trail und auf diesem zum Black Butte Trailhead. Die letzten etwa drei Kilometer musste ich nun leider am Straßenrand vom Galatin Highway zurück zu Specimen Creek Trailhead laufen.
Diese Wanderung mit ihren fantastischen Aussichten war ein gelungener Abschluss meiner Aktivitäten im Hinterland vom Yellowston Nationalpark.