Am Montag, den dritten September, standen wir wieder sieben Uhr auf. Die ganze Nacht regnete es bei starkem Wind. Wir machten uns also auf zur vierten Etappe. Es war gleichzeitig die schönste. Anfangs noch durch lichten Birkenwald stieg der Weg dann allmählich aber stetig an. Staloluokta und der Virihaure war noch einige Zeit hinter uns zu sehen. Größtenteils auf Moränen führte der Weg bergauf zur Hochebene Tuottar. Es ließ sich sehr gut laufen. Kaum Geröll. Der Wind wurde aber immer stärker. Zeitweise Nieselregen. Zwei ältere Herren trafen wir jeden Tag. Sie waren schon im Bus von Gällivare nach Ritsem. Da sie die Nächte in Hütten verbrachten, hatten sie früh nicht so viel zu tun wie wir und gingen meistens etwas vor uns los. Im Tagesverlauf konnten wir sie aber immer überholen, wie auch heute.
Zwischen Staloluokta und Tuottar flog etwa fünf Meter vor mir eine Schneeule aus einem Weidegestrüpp auf. Gegen den Wind kämpfend stand sie förmlich einen Augenblick vor mir in der Luft. Schade, daß ich die Kamera nicht bereit hatte. Später sahen wir noch einige Schneehühner. Wie jeden Tag waren auch heute wieder sehr viele Lemminge um uns herum. Wir kamen gut voran und erreicht den Rand der Hochebene nach etwa fünf Stunden. Hier erwartete uns noch eine Überraschung. In allen Informationen über den Track stand geschrieben, daß in sumpfigen Gelände Bohlen ausgelegt sind und über alle größeren Wasserläufe Brücken führen. Das war bis jetzt auch so. Doch nun standen wir vor einem Bach, der zu tief war um mit Schuhen durchzulaufen. Ein Brücke gab es auch nicht. Ich hatte für alle Fälle ein Paar Treckingsandalen eingepackt. Meine Schuhe zog ich aus und watete dann mit den Sandalen durchs eiskalte Wasser. Am anderen Ufer zog ich sie aus, warf sie über den Bach und Chris machte es mir nach.
Kurz hinter der Furt passierten wir die Tuottarstugan. Auf 1000m Höhe erwartete uns nun ein karges Plateau mit hunderten kleiner Seen. Der Wind blies uns kräftig entgegen. Obwohl kein Frost war, wäre es ohne Handschuhe und Mütze viel zu kalt gewesen. Wir bekamen nun etwas vom rauhen Klima des Nordens zu spüren. Es war sehr interessant und auch schön. Ab und zu waren auch hohe Berge im angrenzenden Sarek Nationalpark zu sehen. Meistens aber hinter Wolken.
Plötzlich eröffnete sich uns der Blick ins Tarradalen. Gleich ging es auch steil bergab. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir die Übernachtungshütten Tarraluoppal. Obwohl der Wind nun nicht mehr so wehte, war es kälter als die anderen Tage. Nachdem wir die Hütten passiert hatten, schauten wir uns nach einem Platz fürs Zelt um. Den fanden wir bald. 16:15 Uhr bauten wir das Zelt auf und kochten Fleischklöschensuppe.
fünfte Etappe